Kulturelle Interventionen

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Explorers Film Club

2019–2021

Die Kuratoren Benedikt Wyss und Samuel Leuenberger nähern sich mit ihrem «Explorers Film Club» dem Dreispitz. Sie laden 2020 und 2021 vier internationale Filmkünstlerinnen und -künstler ein, jeweils vier Wochen bei Atelier Mondial auf dem Dreispitz zu leben, um den Dreispitz subjektiv zu entdecken. Historische Vorlage für die Konstellation bietet der «Explorers Club». So heisst ein internationaler Forscherclub in New York, der eine Vielzahl grosser Entdecker-Leistungen für sich in Anspruch nimmt: die Erstbesteigung des Mount Everest, der erste Atlantiküberflug, die erste Mondlandung und anderes. Sein Kernthema: «terra incognita» – unbekanntes Land. Die Verbindung zum Dreispitz liegt nahe, denn auch hier handelt es sich um weitgehend unbekanntes Land. Gerade das ehemalige Zollfreilager, aber auch weitere grosse Teile des Gebiets waren lange eine geschlossene Zone in der Stadt. Und bis heute kennen viele den Dreispitz nur vom Vorbeifahren.
Durch die Brille der Filmschaffenden lässt sich das Areal neu entdecken, öffnen sich neue Perspektiven auf die Stadt. Die vor Ort gefertigten Filme erleben auf dem Dreispitz ihre Premierenaufführung, die erste fand im September 2020 statt. Im Sommer 2021 zeigen die Kuratoren eine Überblicksausstellung, die in Kooperation mit dem Kunsthaus Baselland während der Art Basel auf dem Dreispitz gezeigt wird. Parallel dazu entsteht ein «Logbuch», das sich inklusive Smartphone-Video-App als Forschungstagebuch versteht und Einblick gibt in den Arbeitsalltag der Beteiligten. Begleitet wird der «Explorers Film Club» vom Basler Kulturwissenschaftler Dr. Michel Massmünster. Er wird für die Zürcher Hochschule der Künste analysieren, wie unterschiedliche Akteure über die künstlerische Arbeit Zugang zur Auseinandersetzung mit einem städtischen Areal erlangen.

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Freizone Dreispitz

‹Freizone Dreispitz›
Audio-Video-Walk

Oktober 2020, Wiederaufnahme Mai/Juni 2022

Mit einem leisen Theaterstück, dem Audio-Video-Walk ‹Freizone Dreispitz›, führte die Regisseurin Isabelle Stoffel mit Recycled Illusions im Herbst 2020 Besucherinnen und Besucher über einen Teil des Dreispitz. Ausgestattet mit Kopfhörern und einem Tablet gingen sie auf eine Reise und tauchten in die mehr als einhundertjährige Geschichte des Logistikareals ein. Mit Stimmen und Geräuschen, Bildern und Videosequenzen erzählte Stoffel die Geschichten vom Rand der Stadt, stellte das bisher Unerzählte ins Rampenlicht und widmete sich den Mikrokosmen auf dem Dreispitz, die in einer grossen Erzählung über das Areal untergehen würden. Sie führte die Gäste einzeln über durch das Gebiet, auf dem hinter dicken Mauern Konsumgüter wie Tabak, Rum und Autos zollfrei gelagert wurden. Was haben die Menschen, die hier gearbeitet haben, erlebt? Heute wohnt man in architektonisch herausragenden Bauten zwischen den Lagerhallen, andere studieren hier Kunst. Der Alltag ist von Lastwagen geprägt, die Güter bewegen. Was verraten ihre Wege über unser heutiges Konsumverhaltens? Welche Begehren rücken ins Zentrum des Massenverbrauchs einer Gesellschaft, in der die grundlegenden Bedürfnisse weitgehend gestillt sind? Die Antworten auf diese Fragen verwandelten die Reise in die Vergangenheit zu einer Reise in die Zukunft.
Isabelle Stoffel und ihrem Team von Recycled Illusions gelang es, etliche Menschen in ihr Stück zu integrieren, deren Biografien eng mit dem Dreispitz in Verbindung stehen. Sie kamen zu Kurzauftritten und belebten auf diese Weise den Rundgang, der plötzlich zu einem ganz individuellen Ausflug wurde, in dem sich Geschichte und Gegenwart, Realität und Fiktion wie in einem Tagtraum vermischten.

Die Medienresonanz war gross, hier ausgewählte Stimmen:

«Ein ebenso unterhaltendes wie lehrreich hinterfragendes Kunststück.» (Dominique Spirgi)

«Wie durch einen Traum geführt, begleitet von der mystischen Magie der anbrechenden Nacht, wandelt der Betrachter alleine zwischen Realität und Fiktion auf dem in Szene gesetzten Industrie-Parcours im ehemaligen Basler Zollfreilager.» (Denis Bozbag)

«Stoffel montiert Geschichte und Geschichten des Areals zu einer multimedialen Collage, zu einem schillernden Mosaik des Lebens als Sonderzone.» (Michael Baas)

«Der theatrale Audio-Walk ‹Freizone Dreispitz› macht das Areal als schwindenden Industrie-, Hochschul- und Lebensraum spürbar.» (Benjamin von Wyl)

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